Medizinisches Krafttraining
nach Verletzungen und Operationen

Nach Verletzungen oder Operationen am Bewegungsapparat, wie beispielsweise bei Bandscheibenvorfällen, Knochenbrüchen, Muskel- und Sehnenverletzungen, sollte nach der Phase der Entzündung ein leichtes medizinisches Krafttraining, das den Heilungsverlauf fördert und einen weiteren Funktionsverlust oder Muskelschwund eindämmt, praktiziert werden. Da ein solcher Muskelschwund sehr schnell eintritt, ist es ratsam, das verletzte Gewebe oder den verletzten Knochen möglichst bald wieder so einzusetzen, ohne einen Rückfall zu erleiden. Während des Kräftigungstrainings ist es bezüglich der Belastbarkeit des betroffenen Gewebes stets ratsam, die ärztliche Diagnose zu berücksichtigen.

Das Gewebe ist häufig noch Monate nach der Verletzung in der Belastbarkeit eingeschränkt, und deshalb besteht die Kunst des medizinischen Aufbau- bzw. Krafttrainings darin, eine – trotz der Einschränkung des Gewebes – möglichst effektive Belastung zu erzielen. Die Übungen sollten deshalb sorgfältig ausgewählt werden, denn nur so können die gewünschten Ergebnisse erzielt werden, ohne dass ein Rückschlag durch ein überfordertes Gewebe eintritt. Der Heilungsfortschritt wird durch ein solches Ereignis behindert oder bei einem erneuten Auftreten der Verletzung ganz gestoppt.

Das Einhalten der Vorgaben in Bezug auf Ausführungsqualität und Bewegungstechnik sollte der Trainer sehr genau kontrollieren und überprüfen, damit er die Übungen bei eventuellen Überforderungsanzeichen, die sich durch Ausweichbewegungen bereits andeuten, sofort stoppen kann, um einen Rückschlag zu vermeiden.

Automobilisation und Trophik - die Rückgewinnung der gesteuerten Bewegungsabläufe und Verbesserung der Durchblutung – sind neben dem Muskelaufbau weitere wichtige Trainingsziele. Beide Trainingsformen fördern die Heilung und sorgen für eine Rückgewinnung der normalen Funktionalität des Gewebes. Kraftzuwachs und Muskelaufbau sind bei diesen Trainingsformen eher nebensächlich, im Vordergrund steht eher die Kraftausdauer, d. h. das ein hoher Kraftaufwand über längere Zeit aufrecht erhalten werden kann.

Zwei weitere Punkte, die man beachten sollte, sind der psychische Zustand und das sogenannte Schonverhalten. Hierbei handelt es sich um das Schonen des verletzen Gewebes, welches sinnvoll ist, wenn das Gewebe gering belastbar ist. Allerdings sollte der Trainer den Patienten, wenn er dieses Verhalten länger als nötig beibehält, darin helfen, die Ängste zu überwinden und diese Verhalten abzubauen – aber erst, wenn der Heilungsprozess schon weit genug fortgeschritten ist.

Je weiter die Heilung fortgeschritten ist, desto anspruchsvollere Übungen können ausgeführt werden. Die Übungen, die vor der Verletzung ausgeführt wurden, sollte man erst wieder praktizieren, wenn das Gewebe seine volle Belastbarkeit wiedererlangt hat.